Montag, 31. August 2009

Montag, 31. August 2009

IKEA


Viele Firmen- und Markennamen, mit welchen man im deutschen Alltag vertraut ist, findet man auch in diesem Teil Brasilien, abseits der ganz großen Zentren: Volkswagen natürlich, oder Shell und Bosch, oder C&A und Zeiss, oder Walmart und Carrefour. Nach einem Namen sucht man – in ganz Brasilien – jedoch vergebens: IKEA. „Der Deutsche ist ein Bastler, und der Schwede hat das erkannt.“ So lautet in knapper Form die Erklärung für den sehr großen Erfolg von IKEA in Deutschland. Nun – der Brasilianer ist offenbar kein Bastler. Deshalb vollzieht sich der Erwerb eines Möbelstücks hier in folgenden drei Schritten: 1. Aussuchen und bezahlen. 2. Lieferung – im Kaufpreis enthalten. Und jetzt kommt’s: 3. Zwei bis drei Tage später: Montage – im Kaufpreis enthalten. Bei den ersten Einkäufen (Küchentisch, Stühle etc.) war mir das noch nicht klar. Überdies war Eile geboten. Ich habe deshalb in gewohnter Manier zum Schraubenzieher gegriffen, um dann 2 Tage später den „Montador“ vor vollendete Tatsachen zu stellen.


Letzte Woche dagegen hielt ich mich zurück, denn ich wollte – am Beispiel eines Küchenschranks und eines Wohnzimmerregals – einmal den „Standardprozess“ erleben. (Außerdem schreckte mich – ohne Akku-Schrauber – die beträchtlich große Tüte mit Schrauben ab.) Nun, zwei wortkarge junge Männer arbeiteten ordentlich – knapp drei Stunden lang, und das mit Akku-Schrauber. Meine Entscheidung war also richtig.


REGEN BRINGT VOKABULAR


Die „sehr ergiebigen“ Regenfälle dauerten bis Anfang der Woche an. Dies gab uns die Gelegenheit herauszufinden, an welchen Stellen unseres Hauses Sanierungsarbeiten vorgenommen werden müssen (und teilweise bereits vorgenommen wurden). Mit anderen Worten: Wasser tropfte von der Decke. Die „Root Cause“ war schnell gefunden: Die Regenrinne zum Nachbargrundstück war durchgerostet und verstopft, so dass sich das Wasser staute und unter das Dach lief. Das Gute daran ist, dass ich meinen Wortschatz in diesem Spezialgebiet beträchtlich erweitern konnte.


110 JAHRE CAMPO GRANDE (2)


Die Stadt Campo Grande stand in der vergangenen Woche ganz im Zeichen der 110-Jahr-Feier. Umzüge und Konzerte allenthalben. Sogar die Luftwaffe stieg auf, um ihre Rauchzeichen in den Himmel zu malen („Esquadrilha de Fumaça“). Getrübt wurde die Freude nur durch die nach wie vor anhaltende Sorge vor einer weiteren Ausbreitung der Schweinegrippe. Ich hab’s da gut - ich weiß mich bei meiner Oriana in besten Händen


RAUS AUFS LAND


Am Samstag fuhren wir – erstmals seit unserer Ankunft – raus aufs Land. Wir verbrachten den Tag auf der Fazenda „Piana“ (www.fazendapiana.com.br). Eine Fazenda ist ein landwirtschaftlicher Betrieb von in der Regel beträchtlicher Größe. Angefangen bei 500 Hektar (5 km2) bis über 10.000 Hektar (100 km2). In diesem Teil der Welt wird sehr viel Rindfleisch produziert, daneben Soja und Mais. Jetzt kann – und sollte – man durchaus fragen, wie ökologisch diese Landwirtschaft ist. Diese Frage ist wohl nicht so eindeutig zu beantworten. Das Urteil der Tierschützer würde sicher positiv ausfallen, da die Rindviecher ihr Leben lang im Freien zubringen und nicht in einen engen Stall gesperrt sind. Auf der anderen Seite ist die Fleischproduktion dieser Welt der zweitgrößte Verursacher von Treibhausgasen (nach den Gebäuden dieser Welt). Und Pflanzenschutzmittel kommen hier auch reichlich zum Einsatz. Der dafür verwendete Begriff ist aber zumindest ehrlich und beschönigt nichts: „Agrotóxicos“.


Die Fazenda „Piana“ produziert hauptsächlich Hühner und Fische und bietet Gästen am Wochenende und an Feiertagen ein herrliches Ambiente mit kulinarischen Köstlichkeiten.


Und das geht so: Wir verlassen morgens die Stadt in südwestlicher Richtung – auf der Straße in südwestlicher Richtung. Nach etwa 35 Kilometer biegen wir rechts ab, um nach ca. 6 Kilometern nicht-geteerter Straße am Zielort einzutreffen. Von weitem ist bereits der großzügige Schwimmteich zu erkennen. Für 25 Reais (knapp 10 Euro) pro Person können wir den Tag dort verbringen und – wenn es so weit ist – zu Mittag essen. Getränke extra, Kinder zahlen die Hälfte.


Bis zum Mittagessen ist noch Zeit, also hinein ins Wasser. Hierfür gibt es verschiedene Möglichkeiten. Einfach vom Rand aus hineinwaten und losschwimmen, oder über eine Rutsche hineingleiten, oder über eine der beiden „Tirolesas“ sich hineinstürzen. Das Wort „Tirolesa“ rührt tatsächlich vom entsprechenden österreichischen Bundesland her – der tiefere Zusammenhang ist mir aber bislang nicht bekannt.


Es handelt sich dabei um eine Seilrutsche, wie manch einer sie von Kletterparks, z.B. aus Kandel, kennt. Mit dem Unterschied, dass man hier nicht mit einem Gurt angeseilt ist, sondern sich nur mit den Händen festhält, um in einem selbst gewählten Moment loszulassen und ins Wasser einzutauchen. (Mein Sohn zeigt im beiliegenden Video, wie man das macht.) Wer hätte gedacht, dass nicht nur Kinder ihren Spaß daran hatten.



Das herbei gesehnte Mittagessen war einfach, übertraf jedoch alle Erwartungen: Reis, Bohnen, gekochte Maniokwurzel, diverse Salate, Fleisch in verschiedener Zubereitung. Als Nachtisch zuckersüße Wassermelone („Melancia“).


Am Nachmittag wird eine weitere Attraktion erkundet: ein Wasserfall, der sich im nahegelegenen Waldstück befindet. Der Anstieg ist kurz, das Ziel überwältigend. Das Wasser ist kristallklar, natürlich frisch, aber nicht wirklich kalt. Ein einmaliges Erlebnis.



LAUFEN


Der Sonntag begann mit meinem sportlichen Einstand hier in Brasilien. Die Bevölkerung war aufgerufen, an einem 7km-Lauf teilzunehmen. Ich folgte dieser Aufforderung. Der Start war für 8 Uhr angesetzt. Zahlreiche Nachzügler verursachten eine halbe Stunde Verspätung. Die Temperatur beim Start: Geschätzte 28 Grad. Tendenz steigend. Die Streckenführung war einfach: 3,5 Kilometer bergab, 3,5 Kilometer bergauf. Ganz einfach. Einfach brutal. Langer Rede, kurzer Sinn: Ich kam ins Ziel.


Die Zeit bietet noch Steigerungspotential. Immerhin nahm ich Kontakt auf zu zwei Laufgruppen hier in dieser Stadt. Am 11. Oktober wird es einen Halbmarathon geben (www.voltadasnacoes.ms.sesi.org.br). Ich halte Euch auf dem „Laufenden“.


FEIJOADA


Ach ja, das obligatorische Churrasco am Sonntag. Fast hätte ich es vergessen. Nein, wieder nicht. Dafür ein erstklassige „Feijoada“, zubereitetet von vielen fleißigen Händen unter der Aufsicht von Orianas Tante. „Feijoada“ ist nicht mehr und nicht weniger als das brasilianische Nationalgericht. Früher war dies das „Arme-Leute-Essen“. Heute eben eine Spezialität. Aber das kennen wir auch von Pizza, Kaiserschmarrn und Saumagen.

Eine Feijoada also besteht aus Reis, schwarzen Bohnen mit Fleisch, gekochtem Kohl und Orangen. Früher hatten die armen Leute nur Fleischreste zur Verfügung, typischerweise Schweinefüße, -ohren und –schwänze (lecker!). Heute gelangen auch edlere Teile zur Anwendung. Guten Appetit.


Der nächste Montag ("7 de Setembro") ist der brasilianische Unabhängigkeitstag. Mein nächster Blog-Eintrag wird daher vermutlich erst am Dienstag erscheinen.


Ich wünsche Euch allen eine schöne Woche.

Montag, 24. August 2009

Montag, 24. August 2009

ENDLICH REGEN


Seit unserer Ankunft vor ca. drei Wochen fällt der erste Regen. In den Tagen davor war die Luft extrem trocken. So wird der Regen als Erleichterung empfunden. Bis zu jenem Moment, als unser Hund daher kommt und die feuchte rote Erde in großen tappsigen Flecken im gesamten Haus verteilt. Erinnerungen an Loriots „Frühstücksei“ werden wach. Keine Sorge – unser Hund namens „Lucky“ (Nomen est Omen!) erfreut nach wie vor bester Gesundheit. Er wird halt zeitweise einfach in den hinteren Teil des Anwesens verbannt – bislang ohne erkennbare negative Folgen.


Dass es in dieser Jahreszeit überhaupt regnet, gilt als außerordentlich ungewöhnlich. Einem Zeitungsbericht zufolge erleben wir gerade den regenreichsten August der letzten 40 Jahre. Und wenn es hier mal regnet, dann wird nicht gekleckert.


KELLERLOS


So wurde mir am vergangenen Mittwochabend schlagartig – oder sollte ich sagen: wolkenbruchartig – klar, warum brasilianische Häuser keinen Keller besitzen. An besagtem Abend machte ich mich - wie schon einige Male in den Tagen davor – auf den Weg zum „Estádio Belmar Fidalgo“, einer öffentlichen Lauf-, Walk- und Fitnessanlage – gut zwei Kilometer von unserem Haus entfernt. Die Laufbahn ist nicht einfach oval, so wie wir das vom Stadion der TSG Wiesloch und anderswo in Deutschland gewohnt sind, sondern gleicht mehr der Miniatur Formel-1-Rennstrecke. Immerhin, eine Runde ist 400 Meter lang. Ich drehte also dort meine Runden und machte mich nach getaner Laufarbeit wieder auf den Heimweg, als ein Unwetter losbrach. Nicht irgendein Unwetter. Ein brasilianisches Unwetter.



Unvorstellbare Wassermassen stürzten vom Himmel. Ich kam mir vor wie unter einem Wasserfall. Meine größte Sorge galt meiner Gleitsichtbrille, die der Regen mir von der Nase zu peitschen drohte.


In diesem Moment kam mir die Erkenntnis: Keine Kanalisation dieser Welt wäre in der Lage, solche gigantischen Wassermassen hinreichend schnell abzutransportieren, um zu verhindern, dass Hunderttausende Keller augenblicklich volllaufen. Und keine Feuerwehr dieser Welt könnte diese Hunderttausende von in der Folge vollgelaufenen Kellern in überschaubarer Zeit wieder leerpumpen. Da derartige Naturereignisse hier eher die Regel und nicht die Ausnahme sind, verzichtet man halt vernünftigerweise einfach auf den Keller. Thema erledigt.


ZURÜCK NACH 14 JAHREN


Meine Frau Oriana kehrt nach 14 Jahren zurück in ihr Heimatland Brasilien. 14 Jahre. Eine lange Zeit. Wer erinnert sich noch an 1995? Helmut Kohl war ein Jahr zuvor letztmalig wiedergewählt worden. Die Freihandelszone zwischen Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay tritt in Kraft. In Deutschland wird die Pflegeversicherung eingeführt. Das Schengener Abkommen tritt in Kraft. Der erste Castor-Behälter erreicht Gorleben. Deutschland und San Marino nehmen diplomatische Beziehungen auf. Christo und Jeanne-Claude verhüllen den Reichstag in Berlin. Osvaldo Pugliese, eine Ikone der argentinischen Tango-Musik, stirbt. Ebenso Michael Ende, Rory Gallagher, Wim Thoelke und Konrad Zuse.


Oriana ist also nach 14 Jahren wieder in Brasilien. Nun möchte sie hier auch wieder als Ärztin arbeiten. (Medizin ist kein Beruf, sondern eine Berufung.) Dazu ist es erforderlich, sich beim „Conselho Regional de Medicina (CRM)“, sagen wir mal: Landesärztekammer, zu registrieren.


Neben dem Nachweis der medizinischen Ausbildung ist eine Voraussetzung die Vorlage des „Título de Eleitor“. Das hat etwas mit „Wahl“ zu tun. In Brasilien herrscht Wahlpflicht. Wer nicht zur Wahl geht, kann verschiedene Unannehmlichkeiten bekommen. Bei verschiedenen Gelegenheiten muss man nachweisen, dass man seiner staatsbürgerlichen Pflicht nachgekommen ist. Etwa bei der Registrierung als Ärztin. Für die Nichtteilnahme an den diversen Wahlen während der letzten 14 Jahre musste Oriana eine (eher symbolische) Geldstrafe entrichten. Die eigentliche Registrierung kostet dagegen schon richtig Geld. Zu Geld und Preisen aber ein anderes Mal.


Falls also jemand von Euch zufällig vorhat, mal eben für ca. 14 Jahre das Land zu verlassen, überlegt es Euch gut. Nach dem Wiedereintritt in die heimische Atmosphäre gibt es allerhand Behördenkram zu erledigen.


MEINE NUMMER UND ICH


Auch ich habe einen weiteren Meilenstein, meine Integration betreffend, zu verbuchen: Ich verfüge über einen CPF: „Cadastro de Pessoa Física“. Das ist so eine Art GUID für Einwohner. (Für Nicht-SAPler: GUID ist ein Globally Unique Identifier.) Jeder Mensch, der (legal) in Brasilien lebt, besitzt oder bekommt eine solche 11-stellige Nummer. Also auch ich. Ohne einen CPF existiert man eigentlich gar nicht. Man braucht diese Nummer, um ein Bankkonto zu eröffnen, um Einkäufe in Raten zu zahlen (hierzulande sehr beliebt) und bei vielen anderen Gelegenheiten.


TRANSPARENZ


Das offizielle politische Brasilien war in dieser Woche beschäftigt mit dem „Fall Sarney“. José Sarney war einst Staatspräsident Brasiliens, also Vorgänger vom aktuellen Präsidenten Lula. (Der Präsident in Brasilien hat eine ähnliche Stellung wie der Präsident in den USA.) Im Moment hat Senhor Sarney das Amt des Senatspräsidenten inne. Und er verschaffte dem Freund (inzwischen Ex-Freund) seiner Enkelin einen Job in der Regierungsverwaltung. Das diesbezügliche Telefonat wurde „zufällig“ mitgeschnitten und veröffentlicht. Klarer Fall von Vetternwirtschaft („Nepotismo“) also.


Der Vorgang an sich ist nichts Neues. Allerdings gibt es zwei Unterschiede zu früher: Erstens gelangen solche Fälle nunmehr auch in Brasilien an die Öffentlichkeit. Und Transparenz ist bekanntlich eine wesentliche Voraussetzung für Veränderungen. Zweitens tut sich die sogenannte „Erste Welt“ zusehends schwerer, Länder der sog. „Dritten Welt“ als „Bananenrepubliken“ zu disqualifizieren (obwohl hier natürlich Bananen wachsen, siehe Beweisfoto aus unserem Garten) – angesichts von Korruptionsskandalen bei Siemens und anderswo, Kursmanipulationen bei VW-Porsche, Preisabsprachen in der Bau- und Mineralölindustrie etc. Willkommen in der globalisierten Welt. Der Fall Sarney wurde übrigens nach emotionaler Debatte in der Ethik-Kommission zu den Akten gelegt. Aber auch das wird sich ändern. Irgendwann einmal.


Und das allsonntägliche Churrasco-Erlebnis, an das wir uns bereits zu gewöhnen begannen? Fiel dieses Mal leider dem Regen zum Opfer.


Ich wünsche Euch allen eine erfolgreiche Woche.

Montag, 17. August 2009

Montag, 17. August 2009

LEGAL ALIEN


Mitte August. In Deutschland versammeln sich angeblich bereits die ersten Vögel für ihren Flug gen Süden. Aber wahrscheinlich hat die Online-Presse wieder einmal maßlos übertrieben. Wahrscheinlich jagt in Deutschland ein Hochsommertag mit blauem Himmel und lauem Abend den nächsten. Kaum 10.000 km weiter südwestlich sind einige kühlere Tage vorbei, das Thermometer schwingt sich tagsüber wieder auf 30 Grad und knapp darüber.


Ich bin nunmehr offiziell registrierter Ausländer mit unbefristeter Aufenthaltsgenehmigung. Hierfür musste ich bei der Bundespolizei („Polícia Federal“) vorstellig werden. Ich werde nie wissen, wie die Dame, die meinen Fall bearbeitet hat, wirklich aussieht, da alle Bediensteten im Dienst derzeit einen Mundschutz tragen müssen – der „Gripe Suína“ wegen. Die Sorge um H1N1 ist hierzulande sehr groß. Etwa 300 Menschen sind bislang landesweit daran verstorben.


„Legal alien“ also. Mein Ausweisdokument ist allerdings vorläufig und wird es wohl auch noch länger bleiben, da die Behörde, welche die endgültigen Dokumente ausstellt, einen beträchtlichen Backlog abzuarbeiten hat. Grund dafür ist ein Amnestie-Programm der Regierung in Brasilia, im Zuge dessen Ausländer, die illegal in Brasilien leben, sich „legalisieren“ lassen können. Wie?!? Illegale Ausländer in Brasilien? In der Tat! Die Schätzungen gehen von mindestens 250.000 Personen aus. Wirtschaftsflüchtlinge in erster Linie.


Die meisten davon kommen vermutlich nicht aus Deutschland, sondern schon eher aus den ärmeren Nachbarländern Paraguay und Bolivien. Wir lernen: Egal, wie schlecht es Dir geht – es gibt immer jemanden, dem es noch schlechter geht.


Mit diesem Ausweisdokument („Registro Nacional de Estrangeiros“) in Verbindung mit meinem unbefristeten Visum darf ich übrigens auch arbeiten, muss aber nicht.


DIENSTLEISTUNGEN


In der vergangenen Woche haben wir unseren ersten „Service Provider“ unter Vertrag genommen: den „Piscineiro“ Osvaldo. „Piscina“ ist das Schwimmbad, ein „Piscineiro“ ist jemand, der sich auf die Pflege von privaten Swimming-Pools spezialisiert hat. Zweimal die Woche kommt Osvaldo auf seinem Moped angefahren, um die Wasserqualität zu kontrollieren und entsprechende qualitätssichernde Maßnahmen zu ergreifen, d.h. die adäquate Menge Chlor zuzugeben, den Dreck vom Boden des Schwimmbads abzusaugen, und was sonst halt noch zu tun ist, damit wir entspannt und unbekümmert uns in das kühle Nass hineinstürzen können.


Die Kosten für einfache Dienstleistungen sind übrigens überschaubar. Osvaldo berechnet für den o.g. Service 80 Reais, das sind gute 30 Euro – pro Monat. Nicht alles jedoch ist so preisgünstig. Aber dazu ein anderes Mal.


Alle anderen Arbeiten im Haushalt erledigen wir bislang selbst. Das müsste jedoch keineswegs so sein. So könnten wir etwa einen Gärtner („Jardineiro“) engagieren, der nicht die einmalige Gartenanlage übernimmt, sondern die regelmäßige (wöchentliche) Pflege. Angebote liegen bereits vor. Und dann natürlich eine der vermutlich Millionen von „Empregadas domésticas“ oder kurz „Empregadas“. Das Wort „empregado“ bedeutet schlicht „beschäftigt“ (s. „employed“). Es geht also um die Hausangestellte, welche kocht, putzt, wäscht, bügelt, aufräumt, sauber macht. In brasilianischen Haushalten von der Mittelklasse aufwärts eine feste Einrichtung.


So weit sind wir wie gesagt noch nicht. Und so gehört es u.a. zu meinen täglichen Aufgaben, den Innenhof (da, wo die Wäscheleinen gespannt sind), die Veranda (da, wo gegrillt wird) und den Platz um das Schwimmbad (da, wo sonnengebadet wird) zu fegen.


Meine Frau sagt nämlich, dass wir der Meinung sind, dass das notwendig ist, weil das Haus sonst unordentlich aussieht. Es gibt halt unzählige Möglichkeiten, seine Liebe zu zeigen.


110 JAHRE CAMPO GRANDE (1)


In diesem Monat begeht die Stadt Campo Grande das Jubiläum ihrer Gründung vor 110 Jahren. Nein, ich habe keine Null vergessen. Im Jahre 1899 wurde der Grundstein gelegt zu einer Stadt, die heute an die 800.000 Einwohner beherbergt. 110 Jahre sind natürlich gar nichts aus mitteleuropäischer Sicht, wo jeder Stein nur so von Geschichte trieft. Man muss sich aber vor Augen halten, dass die Geschichte Brasiliens, zumindest die die Geschichte der Besiedelung durch Europäer, erst vor gut 500 Jahren begann, als ein Portugiese, ein gewisser Pedro Álvares Cabral, der eigentlich Afrika umsegeln wollte, geringfügig vom Kurs abkam und versehentlich in Brasilien landete. Ein Blick auf die heutige Weltkarte zeigt, dass Afrika und Brasilien an der engsten Stelle gerade mal gut 2.000 km voneinander entfernt sind. Da kann das schon mal vorkommen, dass man sich um einen Kontinent vertut.


110 Jahre also. Die Stadtverwaltung („Prefeitura“) nimmt dies zum Anlass, einige Open-Air-Konzerte („Shows“) zu veranstalten – bei freiem Eintritt. So geschehen am vergangenen Freitagabend, als regional und national bekannte Künstler bei sommerlich-lauen Temperaturen auftraten. Sehr schön, sehr entspannt. Platz gibt es hier in der Stadt ja reichlich, so dass bei solchen Veranstaltungen auch kein Gedränge aufkommt. Man holt sich eine Kleinigkeit zu Essen, ein gut gekühltes Bier („Cerveja bem gelada“) – fertig. (Die leere Bierdose darf man übrigens guten Gewissens übrigens einfach stehen oder liegen lassen. Es wird nicht lange dauern, bis jemand vorbeikommt und diese einsammelt. Aluminium ist auch hier ein wertvoller Rohstoff.)


CHURRASCO


Am Sonntagmittag gab es – der aufmerksame Leser wird es erraten – wieder „Churrasco“, also große Mengen von gegrilltem Fleisch bester Qualität, je nach persönlicher Vorliebe ergänzt durch Reis, Bohnen, gekochte Maniok-Wurzel („Mandioca“), diverse Salate und eisgekühlte Getränke. Dieses Mal waren wir eingeladen bei den Mitgliedern einer Freimaurer-Loge („Loja Maçônica“). Freimaurer gibt es ja auf der ganzen Welt, so auch in Deutschland. Während in Deutschland dies jedoch eher ein „geheimer Zirkel“ zu sein scheint, wird hier sehr offen damit umgegangen. So ist es nicht ungewöhnlich, dass jemand in der Freizeit ein T-Shirt mit dem Logo der Freimaurer-Loge trägt. Zurzeit wird hier gerade die „Copa Maçônica“ ausgetragen, also ein Fußballwettbewerb aller Freimaurer-Logen. Ohne genauer recherchiert zu haben würde ich mal einen mittleren Betrag darauf verwetten, dass es so etwas nur in Brasilien gibt.


Apropos Fußball. Über den Sieg der „Seleção“, der brasilianischen Fußballmannschaft, gegen Estland, der ähnlich „souverän“ ausfiel wie der Sieg der deutschen Elf gegen Bertis Aserbeidschaner, wurde hier natürlich in allen Einzelheiten berichtet. Aber das war ja nur ein Freundschaftsspiel. Anfang September tritt der Ernstfall ein. Da geht es um die WM-Qualifikation gegen Argentinien. Drücken wir den Brasilianern die Daumen. Eine WM ohne Brasilien – das gab es erstens noch nie und ist zweitens sowieso auch völlig undenkbar.


Ich wünsche Euch allen eine schöne Woche.

Montag, 10. August 2009

Montag, 10. August 2009

WOCHE NR. 1


Eine Woche später. Nicht irgendeine Woche, sondern die erste in Brasilien verbrachte vollständige Woche liegt hinter uns. Und obendrein die erste Woche unserer Kinder in der brasilianischen Schule.


Fangen wir mit dem Wetter an. Bis einschließlich Samstag war es so: Morgens um 6 Uhr war es bereits gut 20 Grad warm, zum Mittag hin stieg das (gefühlte) Thermometer auf über 30 Grad an – allerdings bei niedriger Luftfeuchtigkeit. Zum Abend hin kühlt es wieder ab, die Nächte sind angenehm. Am Sonntag wurde es dann drastisch kühler. Am Montagmorgen sitze ich bei geschätzten 15 Grad eingewickelt in eine Decke am Küchentisch und schreibe diese Zeilen. Ab Mittwoch soll es wieder wärmer werden.


Die erste Schulwoche hat uns alle gefordert. Mitschüler und Lehrer waren sehr neugierig. Wir sind hier sehr weit weg von Europa. Schüler aus Europa sind hier eine Rarität. Die Aufnahme war überaus freundlich. Dennoch ist auch dieser Anfang natürlich eine Herausforderung. Fächer wie Mathematik oder Englisch sind einfach. Schwieriger wird es bei „geografia“, „história“ und „português“. Überall dort halt, wo die portugiesisch-brasilianische Sprache ein wesentliches Element ist und/oder wo die andere Perspektive auf den Globus eine Rolle spielt.


Die näheren Umstände im Vorfeld der Gründung des deutschen Reiches 1871 sind hier nur bedingt von Interesse. Da spielt schon eher die Monroe-Doktrin („Amerika den Amerikanern!“) eine Rolle.


Auch die Anstrengungen zur Schiffbarmachung des Oberrheins sind diesseits des Äquators eher nebensächlich, wohingegen Techniken und „Best Practices“ für Bewässerung und Viehzucht höchst relevant sind.


Der auffälligste Unterschied in Bezug auf Schule ist jedoch die „uniforme escolar“. Nun ist Brasilien alles locker, wie mein Sohn stets zu sagen pflegt. Die Schuluniform beschränkt sich ja auch auf die obere Körperhälfte. Ein Shirt im „Corporate Design“ der Schule ist vorgeschrieben. Dazu lange Jeans und Schuhe nach Wahl. Oder kurze Hose, dann aber bitte ebenfalls im Schul-Outfit. Diese Vorschrift soll helfen, soziale Unterschiede nicht an der Kleidung sichtbar werden zu lassen.


Im Gegensatz zum deutschen Alltag herrscht hier, wie gesagt, „verkehrte Welt“: Vormittags Hausaufgaben, nachmittags Schule. Das erweist sich jedoch mehr und mehr als nützlich. Abendliche Aktivitäten werden dadurch erleichtert. Hausaufgaben können in ausgeschlafenem Zustand erledigt werden.


Und die Hausaufgaben erfordern natürlich am Anfang viel Zeit und Energie. Es ist halt nicht trivial, Fragen zur Geschichte von „Orfeu e Eurídice“ auf Portugiesisch zu beantworten (6. Klasse) oder über verschiedene Aspekte von „sustentabilidade“ (sustainability) zu referieren (9. Klasse).


Aber es sind halt nun mal die Herausforderungen, mit denen wir wachsen. Ich übrigens auch – bislang im Rahmen der Hausaufgabenunterstützung und der Haushaltsführung.


VW DO BRASIL


Ein weiterer Meilenstein – im wahrsten Sinne des Wortes – wurde am vergangenen Freitag erreicht mit dem Erwerb eines Produkts von „VW do Brasil“. Nein, die Ära des VW Käfer („fusca“) ist auch in Brasilien definitiv vorbei. Einzelne sind noch im Verkehr zu sehen, gelten aber mehr und mehr als Rarität.


Ein „VW Fox“ ist es geworden. Ein Modell dieses Namens gibt es ja auch in Deutschland. Die hiesige Variante ist aber wohl größer.


Neben VW hat Fiat hier die stärkste Marktposition. Beide produzieren im Land. Importierte Autos, z.B. von Toyota, sind wesentlich teurer.


Das Auto genießt hier eine uneingeschränkt positive Wertschätzung. Man ist sich durchaus bewusst, dass Brasilien durch die Verwendung von aus Zuckerrohr hergestelltem Alkohol in Bezug auf CO2-Emissionen eine deutlich bessere Bilanz vorzuweisen hat als der „Primeiro Mundo“, die Länder der „ersten Welt“.


VATERTAG AUF BRASILIANISCH


Gestern war brasilianischer Vatertag – „dia dos pais“, mein zweiter also in diesem Jahr. Wir hatten unsere Verwandtschaft zu einem „Churrasco“ auf unserer Veranda eingeladen – als kleines Dankeschön für die grandiose Unterstützung, die sie uns vor, während und nach unserer Ankunft haben zukommen lassen.


Nun ist ja unser Haushalt auch nach knapp zwei Wochen alles andere als komplett ausgestattet. Hier zeigte sich jedoch ein weiteres Mal die unerreichte Fähigkeit der Brasilianer, mit den Herausforderungen des Alltags elegant, geschmeidig und im besten Sinne unaufgeregt umzugehen: Der gemauerte Grillplatz – eine renovierungsbedürftige Ruine: Kein Problem. Mit ein paar Ziegeln und Eisenstangen klappt das wunderbar. Der Kühlschrank zu klein für große Mengen von Fleisch, Gemüse und Bier: Kein Problem. Einer hat eine große Styroporbox, die wird mal eben mit einem Sack Eis gefüllt, um die Getränke auszulagern. Und so weiter.


Die Qualität des Fleisches ist übrigens unerreicht. Und das sage ich als jemand, der in Deutschland vergleichsweise wenig Fleisch isst. Das Würzen – von Rindfleisch – beschränkt sich übrigens auf das Einreiben mit grobkörnigem Salz. Mehr nicht.

Man muss sich die Umstände der Fleischproduktion vor Augen halten: Die Rinder sind 365 Tage pro Jahr im Freien, kennen keinen Stall. Und sie finden ebenfalls das ganze Jahr über Grünfutter vor. Das muss doch einfach gut werden.


Ab 15 Uhr gab es dann nur noch ein Thema: FLA gegen COR. Für Nicht-Insider: Flamengo gegen Corinthians. Das ist so ein Klassiker wie ab sofort Bayern München gegen TSG Hoffenheim.


Für die Freunde des brasilianischen Fußballs: Adriano, ehemaliger (und vielleicht auch künftiger) Mittelstürmer der „Seleção“, spielt bei Flamengo und schoss gestern das entscheidende Tor.


Ich wünsche Euch allen eine schöne Woche.

Montag, 3. August 2009

Montag, 3. August 2009

ABSCHIED UND ANKUNFT


Campo Grande, 20° südlicher Breite, 54° westlicher Länge. Hauptstadt des brasilianischen Bundesstaates Mato Grosso do Sul. 19:30 Uhr Ortszeit. Was sind Monate der Theorie gegen eine knappe Woche Praxis?

Ist es möglich, in einer Hängematte liegend einen Laptop zu bedienen? Wer wollte behaupten, diese Frage theoretisch beantworten zu können? Ja, es geht. Diese Zeilen sind der Beweis dafür – schwarz auf weiß. Es kommt jedoch – wie so oft im Leben – auf die richtige Haltung an. (In diesem konkreten Fall gilt es,

Verspannungen im Nacken zu vermeiden.)


Brasilien also. Am vergangenen Mittwochvormittag trafen wir hier ein.


Die Tage davor waren sehr intensiv – in vielfacher Hinsicht. Die gewohnte Umgebung für ein Jahr hinter sich zu lassen ist ja schließlich kein alltäglicher Vorgang, für den man eine Checkliste mal eben griffbereit hat. Ja, früher, als Single, ohne Frau, Kinder und Hund. Da bin ich einmal, sogar zweimal gen Westen aufgebrochen. USA, Mittlerer Westen, University of Kansas.


Doch das Abenteuer mit dem Codenamen „BR-09/10“ ist von einer anderen Dimension. Erstens bin ich 20 Jahre älter. Das muss nicht von Nachteil sein. Schließlich habe ich viele Erfahrungen, die ich damals noch nicht hatte. Allen voran die Erfahrung, dass Geduld, Ausdauer und Vertrauen in mich selbst und die Menschen um mich herum vieles gelingen lassen.


Zweitens lassen wir allerhand zurück. Wir lassen unser Haus in Wiesloch zurück – wohlwissend, dass gute Freunde sich darum kümmern. Wir lassen gute Freunde zurück, wohlwissend, dass ein Jahr der Trennung einer Freundschaft nichts anhaben kann. Und wir lassen unsere gewohnte Umgebung zurück, wohlwissend, dass unser Leben in Wiesloch sehr angenehm, bequem, ruhig und im globalen Maßstab außerordentlich privilegiert ist – bzw. war.


Was hat uns also dazu bewogen, das Abenteuer „BR-09/10“ in Angriff zu nehmen? Erstens: Damals, als ich Oriana kennen und lieben lernte, hätte ich ihr nach Brasilien folgen können, tat es aber nicht. Seither verspürte ich immer wieder mal den Wunsch, Brasilien nicht nur in Urlaubsreisen kennenzulernen. Zweitens: Der Wunsch, unseren Kindern auch die andere Seite ihrer Herkunft samt Sprache näher zu bringen. (Ok – ich muss zugeben, dass auch in Bezug auf das Bayerische bei meinen Kindern noch Nachholbedarf besteht. Eins nach dem anderen…) Drittens: Der Drang nach Abenteuern, der ja bekanntlich vielen Bayern innewohnt.


Brasilien also.


Die ersten Tage hatten etwas von Camping-Atmosphäre. Das Haus, das wir gemietet haben, ist groß, mit viel Platz drinnen und draußen. Aufgrund des Klimas verbringt man sehr viel Zeit draußen – wie eben auch beim Camping. Gut, das Haus hat schon bessere Tage gesehen. Der Putz blättert an verschiedenen Stellen von den Wänden, Termiten haben die eine oder andere Bodenleiste pulverisiert, die weißen Türen waren schon mal weißer. Wenn die Einrichtung mal vervollständigt ist, gibt es jedoch viel Platz für uns und unsere Gäste.


Im Moment leben wir jedoch noch recht „japanisch“, wenngleich die Liste der bereits getätigten Ausgaben einen anderen Eindruck vermuten lässt. Ein leeres Haus zu füllen hat halt auch in Brasilien seinen Preis. Apropos Preise.


Vieles ist hier natürlich billiger als in Deutschland. Ein Küchentisch mit Granitplatte mit sechs Stühlen kostet R$ 730 = 270 EUR. 10 Brötchen („pão francês“) kosten ca. R$ 3 = 1,11 EUR. Unser Haus mit sechs Zimmern, großer Veranda, Swimming-Pool, das alles auf einem knapp 1000 qm großen Grundstück kostet R$ 1.300 = 480 EUR Miete pro Monat. Fast war ich versucht zu schreiben: „kalt“. Die Heizkosten sind hier natürlich sehr überschaubar, da gleich Null. Nebenkosten: Städtische Steuer, Strom, Wasser.


Andere Dinge sind ähnlich teuer wie in Deutschland. Eine Dose Qualitäts-Bier, 350 ml, kostet im Supermarkt aktuell R$ 1,05 = ca. 0,40 EUR. Benzin kostet aktuell R$ 2,70 = 1 EUR. An jeder braslianischen Tankstelle gibt es jedoch auch Alkohol zu Tanken. Produziert aus Zuckerrohr. Billiger, aber weniger ergiebig. Da muss man rechnen.



48 Stunden nach unserer Ankunft verfügten wir bereits über einen funktionierenden Telefonanschluss, einen DSL-Anschluss sowie ein Prepaid-Handy für unschlagbare R$ 69 = 25,50 EUR. Willkommen in der globalisierten Welt. Das war einfach.


DER ERSTE SCHULTAG


Entscheidend war der heutige Tag. Der erste Schultag unserer Kinder. Wie – Schule? Das Schuljahr beginnt auch hier am Ende des Sommers, also im Februar bzw. März. Jetzt, da wir daher kommen, beginnt also gerade das zweite Halbjahr. Ist halt so. Der Äquator macht den Unterschied. Unterrichtsbeginn ist 13:15 Uhr. Unterrichtet wird in zwei Schichten. Morgens gab es keinen Platz mehr. Also nachmittags. Hat verschiedene Vorteile. Beispiel: Bei abendlichen Unternehmungen müssen wir keine Rücksicht darauf nehmen, dass die Kinder früh aufstehen müssen.


Der erste Schultag also. Was soll ich sagen? Die Anspannung im Vorfeld war natürlich groß. Brasilien allgemein kennen meine Kinder ja. Unsere lieben Verwandten ebenfalls. Die große Unbekannte: Schule. Ich mach’s kurz: Ein voller Erfolg. Alle Mitschüler sind ebenso neugierig wie hilfsbereit. Erste Freundschaften wurden geschlossen. Das ist sehr gut.


Und siehe da – in der Klasse meines Sohnes befindet sich ein Cousin von ihm. Wenn das kein gutes Omen ist. Nun gibt es viele Schulen in dieser Stadt. Und in dieser Schule, mit insgesamt 3000 Schülerinnen und Schülern gibt es (mindestens) sieben neunte Klassen. Und dann einen Verwandten in der Klasse zu treffen, das ist schon allerhand. Gut, sie sind keine Cousins im strengen Sinne. Genau genommen ist es so, dass ihre Urgroßmütter Schwestern waren. Eine von beiden ist übrigens noch am Leben und – gemessen an ihren 92 Jahren – in sehr guter Verfassung. Wir konnten uns am vergangenen Sonntag davon überzeugen.


Die oben skizzierte Verwandtschaftsbeziehung würde man in Deutschland wohl als „Cousins 3. Grades“ bezeichnen. In Brasilien fragt niemand nach den Details.


Das gilt auch für die „angeheiratete Verwandtschaft“. Mit anderen Worten: Ich verfüge hier über eine Menge an Cousins, Cousinen, Onkeln und Tanten, von denen ich bislang nicht einmal die ungefähre Anzahl beziffern kann.


Insofern sind wir hier in ein dichtes familiäres Netzwerk hineingefallen – ein Umstand, der natürlich vieles erleichtert.


Fortsetzung folgt. Bis dahin: Tudo de bom para vocês.