Sonntag, 29. November 2009

Sonntag, 29. November 2009

FORMATURA (II)


Die Feierlichkeiten anlässlich der Formatura finden ihren Höhepunkt im Ball („baile“). Für unseren Sohn sollte es ein ganz besonderes Ereignis werden. Doch dazu später.


Wo kann man mal eben 1.500 Menschen zu einem Tanzball zusammenbringen? Die Antwort lautet: In einem Club („clube“). Ein Club ist eine meist weitläufige und ausgedehnte Freizeitanlage, mit Schwimmbecken und Sportplätzen für Fußball, Volleyball und Tennis. Nicht fehlen dürfen natürlich Einrichtungen, die dem leiblichen Wohl dienen.


Zugang zu einem Club haben dessen Mitglieder. Mitglied wird man durch Zahlung einer monatlichen Gebühr. Der älteste Club in Campo Grande stammt aus der Zeit, als es noch kein Fernsehen gab, und heißt folgerichtig „Rádio Clube“, gegründet 1924. Damals lag das Areal weit außerhalb der Stadtgrenze. Mittlerweile hat die wachsende Stadt den Club eingeholt.


Und jener „Rádio Clube“ ist Ort des Geschehens für den Ball. Was wir vorab wussten: Festliche Kleidung ist erwünscht. Essen und Trinken wird es geben, jedoch keine alkoholischen Getränke. Mutter und Sohn werden einen Walzer tanzen. Und: Das Spektakel beginnt so gegen 23 Uhr, also dann, wenn unsereins normalerweise bereits eine ordentliche Bettschwere angehäuft hat.


Der Tag ist erfüllt von einer gespannten freudigen Erwartung. Die Sonne geht unter. Die Vorbereitungen beginnen. Ein letztes Mal die Hemden aufbügeln, die Schuhe blank putzen. Nein, die Krawatte sitzt noch nicht perfekt. Noch einmal neu binden.


Als wir zur angesetzten Zeit am Ort des Geschehens eintreffen, haben wir noch nichts versäumt. Wir finden unseren Tisch in einem luftigen Pavillon unweit der Bühne. Bis Mitternacht füllt sich das Areal nach und nach.


Die Band („banda“) spielt schon mal Musik für die Eltern: Bolero, Salsa, Forró – Salontänze („dança de salão“). Dank einer wunderschönen Frau an meiner Seite, welche über meine tänzerischen Unzulänglichkeiten großzügig hinwegsieht, gelingt es mir, eine ganz ordentliche Figur zu machen.


Der erste Höhepunkt: Der Einzug der Jugendlichen – begleitet von Vater oder Mutter, auf dem Weg zum ersten Walzer. Ob man es glaubt oder nicht: Auch hierzulande ist die „schöne blaue Donau“ ("Danúbio Azul") der Inbegriff des Walzers.



Nun hatte es sich – befördert durch eine gezielte Indiskretion – im Vorfeld des Balles herumgesprochen, dass unser Marcus recht ordentlich Saxofon spielt. So ergab es sich, dass er eingeladen wurde, auf dem Ball eine Kostprobe seines Könnens zu geben. Und zwar unmittelbar nach dem Walzer.


Kurze Hektik. Notenständer aufbauen, Instrument zusammenbauen, Abstimmung mit der Technik. Fertig. Das ist einfacher gesagt als getan. Natürlich zittern die Knie, natürlich ist einem mulmig zumute. Das ist doch klar. Worauf es ankommt, ist, es trotzdem zu tun. Das dabei anfallende Adrenalin sollte für die ganze Nacht reichen. Und Marcus legt eine tolle Vorstellung hin. Der weibliche Teil des Publikums ist ganz besonders angetan.



Der Rest ist schnell erzählt: Es wird getanzt bis 5 Uhr morgens. Dann war „schon“ Schluss. Als wir zuhause ankommen, ist es bereits hell.


SOMMERFERIEN


Das Schuljahr ist nun ja fast zu Ende. In wenigen Tagen beginnen die Sommerferien, welche bis Ende Januar dauern werden. Diese Zeit werden wir für verschiedene Reisen innerhalb von Brasilien nutzen. Zum Auftakt besuchen wir vom 4. bis 13. Dezember Manaus, die Hauptstadt des Bundesstaates Amazonas. Oriana lebte dort einige Jahre lang, dort wir lernten uns kennen.


Den nächsten Eintrag meines Blogs wird es nach unserer Rückkehr aus Manaus geben. Bis dahin wünsche ich allen eine schöne Adventszeit.

1 Kommentar:

  1. Ich wünsche euch auch eine schöne und besinnliche Weihnachtszeit.

    Brigitte

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