Dienstag, 3. November 2009

Dienstag, 3. November 2009

MONDBADEN


Es ist 21 Uhr abends und seit knapp zwei Stunden dunkel. Das Thermometer – wenn wir eines hätten – würde vermutlich 30 Grad Celsius anzeigen. Noch einmal schnell in den Pool. Das Wasser dürfte wohl ein paar Grad kühler sein. Hoch über uns der Vollmond. Mondbaden eben.


MINERALBADEN


Es ist Sonntag. Wir stehen um 6 Uhr morgens auf. Das ist nicht so schwer, da es bereits hell und warm ist. Wir wollen raus aufs Land. Ca. 80 Kilometer in östlicher Richtung, entlang der Bahnlinie Richtung Corumbá.


Ziel der Reise ist eine „Chácara“. Ein kleines landwirtschaftliches Anwesen von ca. 12 Hektar. Ein von der Natur begnadetes Fleckchen Erde.



An einem fischreichen Fluss gelegen. Und dann auch noch mit einer Quelle mit Mineralwasserqualität gesegnet. Da dieses edle Wasser im Überfluss vorhanden ist, wird ein großzügiges Schwimmbecken damit gefüllt. Mineralbaden.


Der Besitzer des Anwesens ist bereits pensioniert. Er öffnet seinen „Kindheitstraum“ (so der Name des Anwesens) nur für ausgewählte Gäste. Glücklicherweise kennen wir jemanden, der den Auswahlkriterien genügt.

Mittagessen gibt es natürlich auch.


Bis auf Reis und Bohnen alles aus eigener Produktion. Alles zusammen für umgerechnet 8 EUR pro Person. Getränke extra.


ALLERSELLEN


Während in Deutschland Allerheiligen Feiertag ist, ist es hier der Allerseelentag, also der 2. November („Dia dos Finados“). 32 Grad im Schatten. Zum Friedhof geht man trotzdem. Trauern kann man nicht nur bei nasskaltem Wetter.


NOVEMBERWETTER


Es ist heiß geworden. Abkühlung durch Regen wird erst für Mitte der Woche erwartet. Ich staune darüber, wie gut ich mich an die Hitze gewöhnt habe. Ich dusche bis zu fünfmal pro Tag. Das ist nichts Außergewöhnliches. Das erste Mal nach dem Aufstehen. Das zweite Mal nach dem Besuch der Academia. Das dritte Mal nach dem Mittagessen. Das vierte Mal am frühen Abend. Das fünfte Mal vor dem Schlafengehen.

Trotzdem ist unser Wasserverbrauch geringer als in Deutschland. Ein Duschvorgang hier dauert keine 3 Minuten. Man verwendet dafür hier den Ausdruck „Wasser auf den Körper schütten“ („jogar água no corpo“).


TROPISCHES LEBENSGEFÜHL


Was bestimmt das Lebensgefühl in den hiesigen Breiten? Wärme? Ja. Licht? Ganz bestimmt. Weite? Vermutlich auch. Aber da ist noch mehr. Etwas, das sich nicht in physikalischen Einheiten ausdrücken lässt.

Wenn ich zwischen 6 Uhr und 6:30 Uhr aufstehe, ist es hell und warm. Ich öffne die Tür zum Innenhof. Der Himmel ist groß und weit. Ich begebe mich in das Bad im rückwärtigen Teil des Haus. Ich dusche mit dem Wasser, so wie es aus der Leitung kommt. Künstliches Aufheizen nicht erforderlich. Das einzige Kleidungsstück, welches anschließend den Körper teilweise bedeckt, ist eine „Bermuda“. Zuzüglich Flip-Flops („Chinelos“) natürlich.

Jetzt Kaffee. Handgemacht. Wasser auf dem Gasherd erhitzen, Kaffeepulver („Café brasileiro“) in den Kaffeefilter, aufbrühen. Wieder ein herrlicher Tag.


GRÜNES PLASTIK


Der Gouverneur unseres Bundesstaates Mato Grosso do Sul, André Puccinelli, ist gerade von einer Chinareise zurückgekehrt, deren Ziel es war, Investoren anzuwerben. Im ersten Halbjahr 2009 wurde China zum wichtigsten Handelspartner Brasiliens – mit einem Handelsvolumen von gut 17 Milliarden US-Dollar.


André hieß früher Andrea und ist gebürtiger Italiener. Und er hat seinen chinesischen Gesprächspartnern eine weitere Idee der Zusammenarbeit zwischen Brasilien und China präsentiert: Mato Grosso do Sul liefert Zuckerrohr, und China stellt daraus Polyethylen her, den weltweit meistverwendeten Kunststoff. Das Resultat würde dann „Biopolyethylen“ heißen, oder einfach „Grünes Plastik“ („plástico verde“).


Der Vorteil bestünde in der besseren CO2-Bilanz bei der Herstellung, da auf die Verwendung von Erdöl verzichtet werden könnte. Bei der Entsorgung wäre wohl kein Unterschied.


Es steht jedoch zu befürchten, dass Puccinelli eine „hidden agenda“ verfolgt. Er liegt nämlich seit Monaten im Clinch mit dem Bundesumweltminister Carlos Minc. Es geht dabei um die Frage, ob der Pantanal, eines der weltweit größten Binnensumpfgebiete und eine Region mit atemberaubender „Biodiversität“ für die „wirtschaftliche Nutzung“, namentlich für den Zuckerrohranbau, freigegeben werden soll.


Puccinelli ist vehement dafür, Minc ist dagegen. Der Gouverneur führt die Auseinandersetzung darüber streckenweise sehr weit unter der Gürtellinie. Da Bundesrecht auch hierzulande Landesrecht bricht, besteht noch Hoffnung für den Pantanal.


Ich wünsche Euch allen eine schöne Woche - Novemberwetter hin oder her.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen