RESSOURCEN- SCHONUNG AUF BRASILIANISCH
Dass Trinkwasser auf dieser unserer Erde ein kostbares Gut ist, darf auch hierzulande als bekannt vorausgesetzt werden. Und so sind alle Anstrengungen willkommen, welche dazu beitragen, den Wasserverbrauch zu reduzieren. Brasilien beschreitet auf diesem Gebiet nun ganz neue Wege.
Eine offizielle (!) Kampagne wirbt dafür, das Angenehme mit dem Notwendigen zu verbinden, sprich: beim Duschen auch gleichzeitig zu pinkeln. Das zentrale Argument hierfür lautet: Urin besteht zu über 95% aus Wasser. Wenn man also beide Vorgänge gleichzeitig startet, sind in der Regel am Ende des Duschvorgangs alle Verunreinigungen beseitigt. Hierbei wird unterstellt, dass Duschen deutlich länger dauert als Pinkeln. (Dies gilt natürlich nicht für den Oktoberfestbesucher, der sich den wankenden Gang zum Pissoir verkneift, bis auch die fünfte Maß vernichtet ist. Dass seit Samstag „o’zapft is“, ist auch hier bekannt.)
Der potenzielle Einspareffekt ist hierzulande insofern höher als andernorts, als die durchschnittliche BrasilianerIn mindestens zweimal am Tag duscht. Diese hohe Wertschätzung der Körperpflege ist übrigens ein kulturelles Erbe der Indios.
Ich finde diese Idee – und das ist mein voller Ernst – außerordentlich innovativ. Und endlich muss ich das nicht mehr heimlich machen.
Unser Wasserverbrauch ist hier übrigens deutlich geringer als in Deutschland – trotz Schwimmbad. Während wir in Deutschland pro Jahr gut 100 m3 verbrauchen, sind es hier hochgerechnet nur gut 60 m3. Ich vermute, das liegt vornehmlich an dem niedrigeren Wasserdruck. Während in Wiesloch aus einem normalen Wasserhahn (ohne Verwendung von wassersparenden Armaturen) ca. 10 Liter pro Minute fließen, sind es hier gerade mal 3 Liter pro Minute.
GELD
Wie bereits mehrfach angekündigt, will ich heute mal das Thema Geld, Preise und Lebenshaltungskosten behandeln. Die zentrale Erkenntnis lautet: Die Lebenshaltungskosten in Brasilien sind etwa so hoch wie die in Deutschland, wobei im Einzelfall erhebliche Unterschiede bestehen.
Wohnraum ist in der Regel billiger – sowohl gemietet als auch gekauft. Dies hat damit zu tun, dass Bauen halt billiger ist: Die Grundstückspreise sind niedriger, die Baukosten sind wesentlich geringer, da Keller, Heizung und Isolierung entfallen. (Dies gilt natürlich nicht für Megastädte wie São Paulo oder Rio de Janeiro.)
Fortbewegung mit dem Auto ist in etwa gleich teuer. Die Anschaffungskosten eines Fahrzeugs sind eher höher als in Deutschland, ein Liter Benzin kostet ca. 1 EUR. Alkohol als Treibstoff ist – wie bereits früher erwähnt – etwa um ein Drittel billiger, hat jedoch einen höheren Verbrauch zur Folge.
Die Kilowattstunde Strom kostet incl. aller Steuern ca. 0,20 EUR, also in etwa so viel wie in Deutschland. Unser Stromverbrauch hier ist in etwa um ein Drittel geringer als in Deutschland. Dies aber auch nur deshalb, weil wir bislang auf den Einsatz von Klimaanlagen verzichten.
Für Essen & Trinken muss man unterm Strich in etwa genauso viel ausgeben wie in Deutschland. Natürlich sind „exotische Früchte“ wie Bananen, Papaya, Mango etc. hier billiger als in Deutschland. Wäre ja auch noch schöner. Dafür sind verarbeitete Lebensmittel, wie z.B. Tomatensoße oder Käse, eher teurer.
Krankenversicherung hat ebenfalls ihren Preis. Wir haben seit Kurzem einen „Plano de Saúde“, also eine Art privater Krankenversicherung, für ca. 300 EUR im Monat. Jeder Arztbesuch – und nicht nur einmal im Quartal – erfordert jedoch noch eine Zuzahlung von ca. 8 EUR. Und auf Medikamente gibt es lediglich einen Rabatt, d.h. wir würden sie größtenteils selbst bezahlen, wenn wir sie denn brauchen sollten. Aber dank Oriana kommt das ja praktisch nicht vor. Wer sich dies nicht leisten kann, wendet sich an das flächendeckende staatliche Gesundheitssystem, welches jede und jeden kostenlos behandelt.
Für die Schule unserer Kinder – eine Privatschule – bezahlen wir ca. 300 EUR im Monat. Dazu kommen Ausgaben für Bücher und sonstiges Material. Die staatlichen Schulen in Brasilien erheben kein Schulgeld, stellen auch Bücher kostenlos zur Verfügung. Mit der Qualität des öffentlichen Schulsystems ist es aber – zurzeit – leider nicht weit her. Das war mal anders. Oriana ist der beste Beweis dafür: Sie ging ausschließlich auf staatliche Schulen.
Nun liegt das Durchschnittseinkommen in Deutschland in der Größenordnung von 3.500 EUR brutto, in Brasilien bei ca. 500 EUR. Die spannende Frage lautet also: Wann kann ein Brasilianer mit durschnittlichem (oder gar unterdurchschnittlichem) Einkommen hier leben oder zumindest überleben? Die Antwort lautet ungefähr so:
Sich fortbewegen ausschließlich mit Bus, Fahrrad oder zu Fuß. Wohnen in der Peripherie. Kinder auf staatliche Schulen schicken; das staatliche Gesundheitssystem nutzen. Sich bei der Ernährung auf billige Grundnahrungsmittel beschränken. Und nicht zuletzt: Alle halbwegs erwachsenen Familienmitglieder tragen zum Familieneinkommen bei. So ist es hierzulande völlig normal, dass eine Frau nach der Geburt eines Kindes innerhalb von Wochen ihre Arbeit wieder aufnimmt.
Es ist so weit. Die Schmetterlinge schälen sich aus ihren ausgehärteten Ummantelungen. Dieser Vorgang ist für die Kreatur offenbar sehr kräftezehrend, verbringen sie doch anschließend bis zu einem ganzen Tag an derselben Stelle, um ihre Flügel zu entfalten und auszuhärten.
Daneben rückt die Mango-Ernte in großen Schritten näher. Die noch grünen Früchte nehmen sehr schnell an Größe zu. Bald wird es so weit sein.
Oriana ist zu Recht stolz auf ihre ersten gärtnerischen Erfolge. Der kahlgefressene Zitronenbaum hat sich dank guter Pflege wieder erholt. Aus Deutschland mitgebrachte Samen zeigen erste Blüten. Die Bananenstauden lassen ebenfalls Leckeres erhoffen.
DEUTSCHLAND VOR DER WAHL
Deutschland im Wahlfieber. Viele sind noch unentschlossen. Von dieser Stelle aus empfehle ich allen Wahlberechtigten den „WAHL-O-MAT“ der „Bundeszentrale für politische Bildung“. Einfach 38 Fragen beantworten (Stimme zu / Stimme nicht zu / Neutral), und schon bekommt man präsentiert, mit welcher Partei man die größten inhaltlichen Übereinstimmungen hat, d.h. welche Partei man wählen könnte, aber nicht muss. Überraschungen sind hierbei nicht ausgeschlossen.
Wir wünschen unserem Wieslocher Kandidaten Lars Castellucci viel Erfolg und hoffen, dass er in den Bundestag gewählt wird.
Hallo Hans,
AntwortenLöschender Blog spricht sich rum. Es ist eine schöne Idee, die Daheimgebliebenen auf diese Weise an eurem Abenteuer teilhaben zu lassen. Du schreibst witzig und interessant; nach einem Jahr wird mehr als genug Material für ein aufschlussreiches Buch, z.B. für Auswanderer vorhanden sein. Dies nur mal so als Vorschlag. Ich wünsche dir und deiner Familie eine wunderbare Zeit in Brasilien und freue mich auf deine Berichte.
Viele Grüße
Iris S.
Hallo Iris,
AntwortenLöschenvielen Dank für Deinen Beitrag. Leider habe ich Deine Email-Adresse nicht. Kannst Du mich bitte via dr.johann.gradl@googlemail.com kontaktieren?
Viele Grüße,
Hans
Liebe Familie Gradl
AntwortenLöschenBesuche regelmäßig euren Blog. Lieber Hans falls du lieber nicht mehr bei SAP arbeiten möchtest, könntest du super Bücher über Brazilien schreiben.
Liebe Grüße
Barbara