Montag, 14. September 2009

Montag, 14. September 2009

DAS HAUS LEBT


Es ist tierisch was los in unserem Haus. In den letzten paar Wochen haben sich zahlreiche Raupen an verschiedenen Stellen niedergelassen, der Metamorphose wegen. Die ersten Schmetterlinge kommen nun zum Vorschein. Ein gefundenes Fressen für unseren Hund. Aber unsere Tochter, die künftige Tierärztin, passt da schon auf.


Auf weniger Begeisterung stießen da schon die Wespen, welche dabei waren, im Garten ein Nest zu bauen. Da gab es kein Pardon.


Wesentlich erfreulicher war da schon der neuerliche Besuch der beiden blauen Papageie („Araras“), die sich höchst lautstark in unserer Palme unterhielten (s. Video). Wenn diese großen, prächtigen Vögel kommen, da wird einem schon warm ums Herz.



Beliebt sind auch die kleinen Eidechsen, welche nach Einbruch der Dunkelheit an der Außenseite unseres Wohnzimmerfensters Jagd auf Moskitos machen.


Und dann wären dann noch die Ameisen, die – sehr zum Leidwesen von Oriana – in einer konzertierten nächtlichen Aktion einen Zitronenbaum sowie eine frisch gepflanzte „Jasmin de Poeta“ kahlgefressen haben. Wollen halt auch leben.


UNABHÄNGIGKEIT


Die Woche begann mit einem Feiertag – dem nationalen Feiertag. Am 7. September 1822 erklärte Brasilien seine Unabhängigkeit von Portugal. Der Tag wird in allen Städten gefeiert mit zivilen und militärischen Paraden. Der zivile Teil – Paraden von Schulklassen – wurde in diesem Jahr gestrichen, der Schweinegrippe wegen. Die Militärparade fand statt. Für mich das erste Erlebnis dieser Art. Die Brasilianer sind einigermaßen stolz auf ihr Militär. Immer wieder wird applaudiert. Dennoch: So richtig tierisch ernst geht es auch dabei nicht zu. Es herrscht eher Volksfeststimmung (s. Video).



Der letzte kriegerische Einsatz des brasilianischen Militär fand in Italien während des zweiten Weltkriegs statt. Davor muss man schon weit in die Vergangenheit zurückgehen: 1875 gemeinsam mit Argentinien und Uruguay gegen Paraguay. Ein dunkles Kapitel. Ebenso wie die Zeit der Militärdiktatur 1964 bis 1985. Doch daran dachte wohl keiner an diesem sonnigen Vormittag. Momentan sind keine Feinde in Sicht - die Bedrohungslage ist überschaubar.


Die Unabhängigkeit Brasiliens beginnt in Europa, als nämlich Napoleon von Portugal verlangt, sich mit Frankreich gegen England zu verbünden. Portugal lehnt dankend ab. Napoleon ist erzürnt und marschiert kurzerhand in Portugal ein. Der königliche Hofstaat kann gerade noch fliehen – nach Rio de Janeiro. Das war 1808.


Und jetzt? Portugal ist feindlich besetzt, die portugiesische Krone braucht natürlich viel Geld, um ihren Apparat aufrechtzuerhalten, und sieht sich daher gezwungen, die wirtschaftliche Entwicklung Brasiliens – und damit die wirtschaftliche Unabhängigkeit vom Mutterland – aktiv voranzutreiben. Eine Entwicklung, die sich nicht mehr umkehren ließ.


1821 schließlich kehrt der portugiesische Königshof nach Lissabon zurück. Der minderjährige Sohn Pedro bleibt als Vertreter Portugals zurück. Die politische Klasse in Lissabon versucht nun in reichlich dilettantischer Weise, die Unabhängigkeit Brasiliens zu verhindern, etwa mit einem Gesetz, wonach gebürtige Brasilianer von politischen und militärischen Ämtern ausgeschlossen werden sollten. Das war dann der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.


Der junge Pedro stellte sich geschickt an die Spitze der Unabhängigkeitsbewegung und wird dafür nicht zum König, sondern zum Kaiser Brasiliens ernannt. Beeindruckende Karriere.


ACADEMIA


Meiner Frau ist es mit viel Geduld und Charme gelungen, mich davon zu überzeugen, dass ich die Zeit hier u.a. dafür nutzen solle, meine (körperliche) Haltung zu verbessern. So besuche ich seit letzter Woche täglich (Mo-Sa) eine „Academia“ in unserer Nähe.


Nun wird manch Eine(r) sich fragen, wie man in einer platonischen Philosophenschule an der Körperhaltung arbeiten kann. Im hiesigen alltäglichen Sprachgebrauch hat „Academia“ nichts mit Platon zu tun, sondern bezeichnet – ohne weiteren Zusatz – schlicht ein Fitnessstudio.


Wundert Euch also nicht, wenn ich im nächsten Jahr mit Muskelpaketen versehen, überspannt von straffer, sonnengegerbter Haut zurückkomme.


HEILENDER HUND


Der für das Wochenende geplante Ausflug nach Bela Vista, an der Grenze zu Paraguay, musste leider ausfallen, da unser Sohn an einem hartnäckigen Husten litt. In der Nacht von Samstag auf Sonntag geschah etwas Wunderliches.


Unser Hund „Lucky“, der, wenn wir ihm die Wahl lassen, immer unter dem Bett unserer Tochter Deborah schläft, legte sich – zum allerersten Mal – unter das Bett unseres Sohnes Marcus, nachdem dieser bereits eingeschlafen war. Eigenartig. Am Sonntagmorgen ging es Marcus wesentlich besser. Bestimmt nur ein Zufall.


Ich wünsche allen Eltern von schulpflichtigen Kindern in Baden-Württemberg einen guten Einstieg in das neue Schuljahr.

1 Kommentar:

  1. Hallo Ihr Lieben,
    es freut uns zu lesen, dass es Marcus wieder besser geht und Ihr Euch offenbar gut eingelebt habt ! Mit Spannung verfolgen wir Eure Berichte. Ganz liebe Grüße senden Euch Denis und Evi ;-)

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