Donnerstag, 11. Februar 2010

Donnerstag, 11. Februar 2010

SCHULANFANG


In Gedanken durchleben wir immer wieder mal die einie oder andere Etappe unserer schönen Reise. Die schöne Landschaft, das gute Essen in Minas Gerais, die atemberaubenden Strände in Bahia. Doch auch die längsten Schulferien gehen irgendwann einmal zu Ende. Das neue Schuljahr beginnt am Montag, den 1. Februar. Und zwar mit Aufstehen morgens um 6 Uhr. Unterrichtsbeginn Schlag 7 Uhr.


Im winterlichen Deutschland könnte man diese Zeiten vielleicht in Frage stellen oder gar als „unchristlich“ bezeichnen. Nicht aber im spätsommerlichen Campo Grande. Zwar haben wir noch Sommerzeit; mit dem Ergebnis, dass es zum Zeitpunkt des Weckerklingelns noch nicht vollständig hell ist. Warm ist es aber. Und bis es heiß wird, ist es nur eine Frage von wenigen Stunden. Also die Kühle des Morgens nutzen, wenn das Gehirn noch frisch ist und sich noch nicht dem Druck der Sonnenstrahlen ergeben möchte.


Marcus ist nun im „Ensino Médio“. So bezeichnet man die letzten 3 der insgesamt 12 Jahre im brasilianischen Schulsystem. Seinem ersten Eindruck nach sind Niveau und Anforderungen spürbar höher. Recht so. Wir wollen ja schließlich was bekommen für unser Geld.


Eine Woche später beginnt der zusätzliche Englischkurs für unsere Kinder. Der Fremdsprachenunterricht an Brasilien Schulen ist unbestrittenermaßen ausbaufähig. Im letzten Schuljahr sah der Stundenplan unserer Kinder zwei Stunden Englisch vor. In diesem Jahr je eine Stunde Englisch und Spanisch. Da kann man keine großen Sprünge erwarten. Also schickt jeder, der es sich leisten kann, seine Kinder zu einer privaten Sprachenschule.

Sprachschulen haben derzeit Hochkonjunktur. Viele Brasilianer glauben, in Hinblick auf die Mega-Events „COPA2014“ und „RIO2016“ Englisch lernen zu müssen. Und weil viele Brasilianer sich mit dem Englischen schwer tun, ist das Geschäft mit den Englischkursen auf absehbare Zeit gesichert.


In unserer Nachbarschaft befindet sich eine Filiale von „CCAA“, einer privaten Sprachenschule auf Franchising-Basis. Oriana hat in ihrer Jugend dort bereits Englisch gelernt. Damals galt noch die Regel, dass der oder die Klassenbeste nichts bezahlen muss. Diese Chance ließ sie sich nicht entgehen. Diese Regelung besteht heutzutage nicht mehr. Der Unterricht bewegt sich jedoch nach wie vor auf hohem Niveau. Die Lehrerinnen und Lehrer sprechen makelloses Englisch. American English“ natürlich. Das Vereinigte Königreich ist aus hiesiger Sicht eine eher kleine Insel irgendwo da draußen auf dem Meer.


Unsere Kinder müssen, in Hinblick auf unsere Rückkehr nach Deutschland, ja auch noch in puncto Französisch am Ball bleiben. Die klassische Sprache der Diplomatie ist in diesem Teil Brasiliens nun eher exotisch. Hier in der Stadt beschränkt sich das Angebot auf eine Zweigstelle der „Alliance Francaise“ („aliança francesa“), welche exklusiven Einzelunterricht oder Unterricht in kleinen Gruppen anbieten. Ich gewinne den Eindruck, dass sich unsere Kinder recht schnell an diese VIP-Behandlung gewöhnt haben.


Um also eine Schulbildung in der Breite, wie wir sie aus Deutschland gewohnt sind, in Brasilien zu realisieren, muss man erstens Geld auf den Tisch legen und zweitens organisatorisches Geschick beweisen, um all die miteinander konkurrierenden Termine unter einen Hut zu bringen. Für die Physis will ja schließlich auch noch etwas getan werden: Karate, Fitnessstudio, Schwimmen. Habe ich was vergessen?


SPRACHSCHWIERIGKEITEN


Dass die englische Sprache so manchem Brasilianer Probleme bereitet, liegt sicherlich auch an gewissen Regeln für die Aussprache des brasilianischen Portugiesisch, welche mit dem Englischen in keiner Weise kompatibel ist. Und diese in den Köpfen hart verdrahteten Regeln plötzlich über Bord zu werfen, das ist offenbar sehr schwer.


Eine dieser Ausspracheregeln besagt, dass ein Wort, dessen letzter Buchstabe b, c, f, g oder p t ist, in der Aussprache ein unbetontes „i“ hintergeschoben bekommen muss. Endet das Wort auf d oder t, wird sogar noch ein leichtes „sch“ eingefügt. Im Falle So wird etwa „big“ in der Aussprache zu „bigi“, „laptop“ zu „läptitopi“, „internet“ zu „internetschi“ etc.


Machen wir uns nicht lustig darüber. Erstens fällt es uns allen schwer, liebgewonnene Gewohnheiten uns abzutrainieren. Zweitens ist das brasilianische Portugiesisch gerade wegen dieser und anderer Ausspracheregeln eine sehr weiche, melodische, ja regelrecht sinnliche Sprache.


Die Regeln passen halt nicht zum Englischen, wie im Übrigen auch nicht zum Deutschen. Das Umgekehrte gilt jedoch ebenso. Nehmen wir mich zum Beispiel. Meinen gediegenen deutschen Akzent („sotaque“) werde ich behalten – ob ich will oder nicht.


FRANK UND TOM


Dass bei aller Unterschiedlichkeit des Englischen und des Portugiesischen diese beiden Sprachen dennoch wundervoll harmonieren können, haben spätestens Frank und Tom bewiesen. Und zwar vor über 40 Jahren. Die Rede ist von Frank Sinatra und Tom Jobim.


Während „The Voice“ in europäischen Breiten keiner Vorstellung bedarf, kann mit dem Namen Antônio Carlos Jobim, dem wohl berühmtesten brasilianischen Komponisten des 20. Jahrhunderts, nicht gleich jeder etwas anfangen. Und doch kennt praktisch jeder eines seiner Werke: „Garota de Ipanema“ – „The Girl von Ipanema“. Und diese zwei Herrschaften haben sich offenbar gegenseitig sehr geschätzt, zusammen musiziert und u.a. dieses Stück zusammen eingespielt. Achtung, fertigmachen, was kommt, geht unter die Haut:







Ipanema ist übrigens der Name eines Strandes in Rio de Janeiro, gleich neben der Copacabana. Ende Februar werden wir dort sein. Dann dazu mehr.


UDO JÜRGENS HAT DOCH RECHT


Bum. Das muss der Knall aus Walldorf gewesen. „Der Alte ist wieder da“, titelt das Handelsblatt am 8.2.2010 und meint den 66-jährigen Hasso Plattner. War er denn jemals weg? Wie auch immer. Wenn das der Udo Jürgens wüsste. Er wurde letztes Jahr 75, und beim ihm ist „noch lange nicht Schluss“.


Sein legendäres Lied ist übrigens auch schon wieder über 30 Jahre alt. Hier der Beweis aus der ZDF-Hitparade von 1977.


Ich wünsche Euch allen – Kälte hin oder her – ein heißes Faschingswochenende.

1 Kommentar:

  1. Hallihallo,ihr Lieben,
    bei uns ist ja gerade Karneval und in der RNZ war heute ein scharfes Bild von einer Brasilianerin mit Minihautbedecker an den entscheidenden Stellen als Repräsentantin des Carneval von Rio. Wie siehts denn dazu in Campo Grande aus???

    Viel Energie beim Sprachen lernen, Kraftsportln, Urlaubsträume integrieren und ähnlich schönen Beschäftigungen!!!

    Liebe Grüsse

    Inge

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